Allegiance, System, and Use of Texts. On auctoritas of the Master and Dealing with Authoritative Texts in Platonism and Epicureanism in the Hellenistic and Imperial Age
16.02.2017Tagung vom 16. bis 18. Februar 2017
Ort: | Toscanasaal der JMU Würzburg |
Datum: | 16.-18. Februar 2017 |
Förderung: | Fritz Thyssen Stiftung, Philosophische Fakultät der JMU Würzburg |
Veranstalter: | Michael Erler, Jan Erik Heßler, Federico Maria Petrucci |
SprecherInnen und Moderatoren: | George Boys-Stones, Bruno Centrone, Riccardo Chiaradonna, Vincenzo Damiani, Dino De Sanctis, Tiziano Dorandi, Margherita Erbì, Holger Essler, Franco Ferrari, Jürgen Hammerstaedt, David Konstan, Giuliana Leone, Christoph Markschies, Michael McOsker, Dirk Obbink, Jan Opsomer, David Sedley, Christian Tornau, Mauro Tulli, Francesco Verde. |
Zielsetzung:
Am Ende des 4. Jh.s v. Chr. treten die neu gegründeten Schulen Epikurs und Zenons (Kepos und Stoa) neben die etablierten Philosophenschulen Athens (Akademie und Peripatos). Dies ist der Anfang eines komplexen Gefüges philosophischer Systeme und Theorien, das die hellenistische und kaiserzeitliche Philosophie maßgeblich prägen sollte. In dieser Zeit entfachten die Schulen (wenn auch in unterschiedlicher Form) eine kontinuierliche Diskussion nach innen und außen: die Lehren des Meisters wurden in den Schulen diskutiert und weiterentwickelt, und zugleich führten die dialektischen Beziehungen zwischen den Schultraditionen zu polemischen Auseinandersetzungen und wechselseitigen Einflüssen. Diese Entwicklung kam zum Ende, als Kepos und Stoa ihre Zugkraft verloren und Platonismus und Aristotelismus (mit Plotin bzw. Alexander von Aphrodisias) eine klar definierte und objektiv-systematische Identität erlangten.
Die Geschichte der Philosophie in Hellenismus und Kaiserzeit kann vor allem betrachtet werden als eine Geschichte der Systeme, Exegesen und der jeweiligen Sicht auf den Schulgründer und Meister. Ziel dieser Tagung ist es, diese Elemente innerhalb zweier philosophischer Haupttraditionen zu untersuchen, in Platonismus und Epikureismus. Diese Schulen stehen für unterschiedliche Herangehensweisen und Ansichten innerhalb eines gemeinsamen Rahmens, dem strengen Gehorsam gegenüber dem als Autorität verstandenen Meister und der philologischen Aufmerksamkeit für die Texte: Diskussionen und polemische Auseinandersetzungen innerhalb dieser Traditionen und zwischen ihnen haben häufig (wenn auch nicht ausschließlich) methodische Aspekte zum Anlass, wie den Umgang mit Zitaten oder die Suche nach Konsistenz in den Texten des Meisters. Unter Berücksichtigung aktueller Forschungsarbeiten sollen neue Perspektiven zu folgenden Problemen erarbeitet werden: wie nahmen die Philosophen beider Schulen im Laufe der Schulentwicklung Texte wahr und wie wurden diese diskutiert? Welche Methoden (strukturiert, assoziativ, interdisziplinär, polemisch usw.) wurden entwickelt und angewendet beim Umgang mit maßgeblichen Texten? Wie, wann und in welcher Hinsicht wurde in Epikureismus und Platonismus die jeweilige Lehre als System weiter entwickelt? Wie dachten die Philosophen beider Richtungen über ihre Schulzugehörigkeit und ihre Gehorsamspflicht gegenüber dem Meister?
Diese Verpflichtung gegenüber dem Schulgründer und seiner auctoritas wurde in Studien als “allegiance” gefasst, was im Deutschen als „Gehorsam/Gefolgschaft/Verpflichtung‟ wiedergegeben werden kann: anders als in Stoa und und Aristotelismus war dieser Faktor, gerade in späteren Phasen der epikureischen und platonischen Schulen, von entscheidender Bedeutung für die Auslegung von Texten, und soll deshalb Kern und Bezugspunkt der Vorträge zu einzelnen Werken und Autoren bilden. Im Rahmen der Tagung wird es ebenfalls möglich sein, Zusammenhänge zu beleuchten wie das Verhältnis zwischen philosophischer Lehre und religiösen Fragestellungen: interessant ist hier der Umgang mit epikureischen und platonischen Texten in christlichen Texten der Kaiserzeit und die (implizite und explizite) Debatte zwischen paganen philosophischen und religiös geprägten Autoren. Auf epikureischer Seite kann der Kult um den Schulgründer wichtige Antworten bieten, da er die Sicht auf Texte des Kepos beeinflusst. Diese Probleme sollen während der Tagung in zwei aufeinander folgenden Sektionen zu Platonismus und Epikureismus beleuchtet werden.
Die aktuelle Version des Programms und alle weiteren Informationen finden Sie hier.