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Institut für klassische Philologie

Augustins Predigten zum Ersten Johannesbrief

Forschungsprojekt „Augustins Predigten zum Ersten Johannesbrief (De epistula Iohannis ad Parthos sermones decem). Kritische Edition des lateinischen Textes“

Projektleiter: Prof. Dr. Christian Tornau

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Maria Sokolskaya

Augustins Predigten zum neutestamentlichen Ersten Johannesbrief (De epistula Iohannis ad Parthos sermones decem) sind ein zentraler Text für das Verständnis seiner Theologie und Ethik der Liebe (caritas) und ein herausragendes Beispiel für seine mündlich vor einem Gemeindepublikum in Predigtform vorgetragene Exegese. In einem an der Professur für Klassische Philologie angesiedelte, von der Fritz-Thyssen-Stiftung (Köln) geförderten Projekt wird seit dem 1.6.2024 erstmals eine textkritische Edition der Predigtserie vorbereitet. Die Edition soll in der Reihe Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum (CSEL) erscheinen und der Forschung eine verlässliche Textfassung zur Verfügung stellen, die auf der Evidenz der spätantiken und mittelalterlichen Handschriften beruht und dem ursprünglich mündlich-improvisierten Charakter der Predigten Rechnung trägt.

Bereits die frühmittelalterliche Überlieferung tendiert dazu, die mündlichen Züge von Augustins Predigt durch redaktionelle Eingriffe zugunsten der Form eines schriftlichen Kommentars zu reduzieren, als der die Johannesbriefpredigten im Mittelalter offenbar rezipiert worden sind. Bereinigte Fassungen dieses Typs dominieren die hochmittelalterliche Überlieferung und werden zur Grundlage der frühneuzeitlichen Druckausgaben bis hin zur Patrologia Latina des 19. Jahrhunderts, in deren Version die Predigten bis heute meistens benutzt werden. Die Neuausgabe soll demgegenüber anhand der ältesten und von redaktioneller Überarbeitung weitgehend freien Traditionen den Text rekonstruieren, der der ursprünglichen Predigt Augustins mutmaßlich am nächsten kommt. Die Edition wird von Prof. Dr. Christian Tornau und Dr. Maria Sokolskaya gemeinsam erarbeitet.

Flankierend zu der Arbeit an der Edition soll eine Datenbank entstehen, die alle 260 Handschriften der Johannesbriefpredigten enthalten und nach bestimmten relevanten Gesichtspunkten – Epoche, Position in der Überlieferung, exemplarische Kollation, auch Vorhandensein eines frei zugänglichen Digitalisats – erschließen soll. Damit soll ein Instrument geschaffen werden, das zur Überprüfung der Datengrundlage der Edition, zu weiterer überlieferungsgeschichtlicher und textkritischer Forschung zu den Johannesbriefpredigten und auch als Materialbasis für die Erforschung von deren mittelalterlicher Rezeption dienen soll.

Links: http://csel.at/