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Institut für klassische Philologie

Augustins Schrift "De immortalitate animae"

Philologische, philosophische und theologische Probleme von Augustins Schrift De immortalitate animae

Bild eines Klosterraumes mit MönchenEin Kolloquium

Kloster Bronnbach bei Wertheim, 7. Juli - 10. Juli 2010  

Dem umfangreichen Werk des Kirchenvaters Augustinus gilt gleichermaßen die Aufmerksamkeit der Disziplinen Theologie, Philosophie, Klassische Philologie und Geschichtswissenschaft. Ein besonders gelagertes Interesse nehmen hier die sog. Frühschriften, d.h. die vor der Bischofsweihe zwischen 386 und ca. 395 verfaßten Texte, in Anspruch.

Auf der einen Seite führen sie eindrucksvoll die literatur- wie philosophiegeschichtliche Herkunft des Augustinus aus der antiken Kultur vor Augen (Dialogform, Cicero- und Neuplatonismusrezeption). Auf der anderen Seite werfen sie aufgrund ihrer formalen und inhaltlichen Differenz zu dem reifen Werk immer von neuem die Frage auf, ob sie uns einen „anderen Augustinus“ als letzteres zeigen – einen Augustinus ohne die Gnadenlehre der Confessiones.

Eine Sonderstellung unter den Frühschriften nimmt wiederum der kleine Traktat „Über die Unsterblichkeit der Seele“ (De immortalitate animae) ein. Er war ursprünglich nicht für die Veröffentlichung bestimmt, sondern stellt eine Skizze für das nicht mehr fertiggestellte dritte Buch der „Selbstgespräche“ (Soliloquia) dar.

Der Text erlaubt somit gleichsam einen Blick in die schriftstellerische Werkstatt Augustins und gibt in besonderem Maße Aufschluß über Augustins Umgang mit seinen – insbesondere neuplatonischen – Quellen. Zugleich wirft er durch seinen unvollendeten, notizenartigen, stellenweise vielleicht sogar exzerptartigen Charakter besondere Schwierigkeiten des Textverständnisses und der sprachlich-philologischen Analyse auf. Und schließlich macht er wegen des fast völligen Fehlens von Bibelzitaten und sonstigen spezifisch christlichen Elementen die Frage nach dem Verhältnis von (neuplatonischer) Philosophie und Christentum beim frühen Augustinus in besonderer Weise drängend. 

Das von Christian Tornau (Universität Würzburg, Institut für Klassische Philologie) gemeinsam mit Volker Henning Drecoll (Universität Tübingen, Evangelisch-theologische Fakultät) organisierte interdisziplinäre Kolloquium versammelt international anerkannte Fachleute auf dem Gebiet der Augustinusforschung aus den Disziplinen Theologie, Philosophie und Klassische Philologie.
Gegenstand ist die gemeinsame Arbeit an De immortalitate animae durch gemeinsame Lektüre jeweils eines Textstücks unter der Führung eines Tagungsteilnehmers mit anschließender Diskussion der sich daraus ergebenden Probleme.

Das Gespräch zwischen Vertretern der Theologie, Philosophie und Klassischen Philologie, zwischen Kennern der augustinischen und der neuplatonischen Gedankenwelt soll Licht auf die vielfältigen Probleme der Schrift werfen, die von der philologischen Textkonstitution über die Frage nach der Einordnung ins Gesamtwerk Augustins bis zum Verhältnis zu den neuplatonischen Quellen und der Frage nach deren möglicher Bestimmung und Rekonstruktion reichen.